Kulturelle Globalisierung

Kulturexport

Die Globalisierung betrifft nicht nur die Politik und die Wirtschaft. Auch die Kultur wird davon beeinflusst, was sich in den Konsumgütern sowie in der Kunst deutlich zeigt.

Die Anfänge der kulturellen Globalisierung

In den Diskussionen über die Vorteile und Nachteile einer zunehmenden Wirtschaftsverflechtung unterschiedlichster Länder wird nur selten die kulturelle Globalisierung diskutiert. Da Kultur und Kunst sich schwer an Grenzen hält, liegen die Vorgänger dieses Globalisierungseffekts weiter in die Vergangenheit. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand der Wunsch eine „Weltliteratur“ zu kreieren. August Wilhelm Schlegel prägte damals dieses Wort und auch Wolfgang von Goethe verwendete es. Der Dichter Christoph Martin Wieland beschrieb den Traum von einem „homme du monde“ bzw. einem Mann von Welt. Das ersehnte Weltbürgertum kann jedoch aufgrund der Entwicklung von Nationalstaaten erst einmal nicht eintreten. Die Nationalstaaten förderten eine nationale Identität, was sich auch auf den Kultursektor auswirkte. Es entstanden Volkslieder und nationale Literaturwerke. Auch regionale Kulturunterschiede wie Bräuche und Dialekte finden in der Nationalkultur Eingang. Somit kann hinter dieser Entwicklung ein politisches Konstrukt entdeckt werden, welches seine extremsten Ausmaße Mitte des 20. Jahrhunderts im Rahmen des Nationalsozialismus fand.

Ein Zusammenfließen von Kulturen

Schriftsteller, Musiker und andere Künstler, wie Kabarettisten, werden von anderen Kulturschaffenden beeinflusst. Sie finden ihre Inspirationen in anderen Glaubensrichtungen und Ländern. Unterschiedliche Stile vermischen sich miteinander und kreieren etwas Neues. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ist die Globalisierung auch in der Kunst und in der Musik zu spüren. Aufgrund der neuen technischen Möglichkeiten wie Schallplatten kam beispielsweise außereuropäische Musik nach Europa. Aus diesen verschiedenen musikalischen Einflüssen entwickelt sich ein neuer Musikstil, welcher den Namen Weltmusik trägt. Auch durch die völkerkundlichen Museen, welche innerhalb Europas fremde Kulturen aus Afrika und Ozeanien den Betrachter näher brachten, wurden europäische Künstler inspiriert. Beispiele dafür sind Pablo Picasso, August Macke, Emil Nolde, Henri Rousseau und Paul Gauguin. Des Weiteren hat die Fotografie einen bedeutenden Einfluss auf die kulturelle Globalisierung gehabt.

Gründe für die kulturelle Globalisierung

Die Entwicklungsprozesse im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts ließen die Weltkunst, die Weltliteratur und die Weltmusik entstehen. Sie waren Vorboten für die eigentliche kulturelle Globalisierung. Drei bedeutende gesellschaftliche Neuerungen haben entscheidend zu der Herausbildung der Kulturverflechtungen beigetragen. Dazu gehört die Entstehung einer Weltgesellschaft, welche internationale Personenströme erlaubt und erleichtert hat. Zu der Begrifflichkeit Weltgesellschaft zählen jedoch auch die nahezu freie Bewegung von Dienstleistungen, Waren und Kapital. Innerhalb der EU wird dieses Prinzip auch als die „Vier Freiheiten“ bezeichnet. Ferner nahmen die Medien und das Internet einen wichtigen Einfluss auf die kulturelle Globalisierung.

Drei Konzepte der kulturellen Globalisierung

Heute kann die kulturelle Globalisierung durch drei Gesichtspunkte definiert werden. So gab es eine Kultur- und Konsumanpassung. Nahezu überall auf der Welt können die gleichen Produkte zur Unterhaltung und zum Genuss konsumiert werden. Dazu gehören beispielsweise die Kinofilme aus Hollywood, Sendungen wie „Wer wird Millionär?“, die Fast-Food-Kette McDonald’s, das Getränk Coca-Cola oder die Zigarettenmarke Marlboro. Ein weiterer Gesichtspunkt ist, dass die Güter nicht unreflektiert in die unterschiedlichen Kulturen aufgenommen werden. So werden sie den regionalen Wesensmerkmalen und Traditionen angepasst, um im Einklang mit der lokalen Kultur zu sein. Internationale Konzerne ändern für einen besseren Verkauf den Produktnamen, das Design oder die Werbung ab. Der dritte Gesichtspunkt betrifft den multikulturellen Aspekt. So werden fast alle Kulturen von anderen beeinflusst. In Reinform sind sie aufgrund der Medien und der Personenströme kaum noch zu finden.